Super Beteiligung bei „NRW vernetzt sich!“ – und viele schöne Rückmeldungen

Die bunten Punkte zeigen an, woher die Teilnehmenden am 2. Juli kamen. Weiße Herzen im lila Kreis stehen für Frauenbeauftragte.

Noch immer erleben Frauen und Mädchen mit Behinderung häufiger Gewalt. Sie finden aber kaum Schutz und Hilfe.  Am 2. Juli trafen sich im Zoom über 300 Frauen (und ein paar Männer) aus Anlaufstellen in ganz NRW: Wir alle wollen die Schutz-Lücke für Frauen mit Behinderung weiter schließen. 
Wir haben dieses Treffen zusammen mit dem Netzwerk Gewaltschutz inklusiv organisiert. Elena Doudis und Ronja Runge vom Projekt SiStaS – vernetzt! haben das Meiste vorbereitet. Sie haben in den letzten Jahren die Arbeit der Werkstatt-Frauenbeauftragten unterstützt, z.B. durch inklusive Vernetzungs- und Fachveranstaltungen. Die Frauenbeauftragten sind ja Peer-Beraterinnen wichtig für den Gewaltschutz.

So wollten wir arbeiten: Digital und inklusiv, landesweit und in regionalen Gruppen vernetzt.
Und wir haben es hinbekommen mit insgesamt über 300 Teilnehmende, die sich in 18 regionalen Arbeitsgruppen getroffen haben und sich 780 mal im digitalen Chat gemeldet haben!
Es war lebhaft, interaktiv und zugleich inklusiv – und gegen Ende haben wir fast geweint, weil ihr so viele schöne Rückmeldungen zur Arbeit im SiStaS-Projekt gegeben habt. Vielen Dank dafür!

Abbild der Beratungslandschaft und regionale Bezüge

Wir hatten so viele Anmeldungen, dass wir leider einige Frauen absagen mussten, vor allem einzelnen Frauen. Wir wollten trotz der Obergrenze viele verschiedene Anlaufstellen zusammenbringen: Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, Migrationsberatung, Gleichstellungs- und Inklusionsbeauftragte, gewählte Werkstatt-Frauenbeauftragte und Werkstatträte, Ombudsleute, Beraterinnen aus KoKoBe, EUTB und KSL, und viele andere.

Durch die regionalen Arbeitsgruppen konnten sich Anlaufstellen kennenlernen und vernetzen. Im Mittelpunkt standen aber Barrieren im Gewaltschutz. Wichtig waren natürlich auch Möglichkeiten, diese abzubauen oder durch Vernetzung auszugleichen. Im Vorfeld erhielten alle Teilnehmenden einen speziell erarbeiteten Fragebogen zur Prüfung der Barrieren innerhalb ihrer eigenen Anlaufstelle. Für manche war dies ein Einstieg in das Thema Barrierefreiheit, aber auch erfahrene Anlaufstellen wie die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen (kurz: KoKoBe) aus dem Rheinland, welche sich speziell an Menschen mit Lernschwierigkeiten richten, konnten Verbesserungsmöglichkeiten feststellen. Selbst anwesende Werkstatt-Frauenbeauftragte berichteten von Barrieren in ihren eigenen Werkstätten.

Wir haben auch über Hindernisse bei Informationen und Website gesprochen.
Und wir haben versucht, alles in einfacher Sprache zu halten: von der Einladung und dem Vorbereitungsmaterial bis hin zu den Vorträgen und zur Moderation.

Zufriedene Veranstalterinnen

Wir haben uns besonders über gefreut, dass viele Frauenbeauftragte so aktiv dabei waren: „Manche Frauen trauten sich früher nicht mal, im kleinen Kreis zu sprechen. Wenn sie heute ganz selbstverständlich bei einer so großen Veranstaltung ihre Meinung sagen, sehen wir auch darin einen Erfolg unserer Arbeit.“

Ayfer Avci von der Bonner Beratungsstelle TuBF und Mitorganisatorin des „Netzwerks Gewaltschutz inklusiv“ freute sich über viele neu entstandene Kontakte: „Wie erhofft, wurden in den regionalen Arbeitsgruppen teils direkt konkrete Verabredungen getroffen!“ Aleksandra Gajek, Beraterin bei agisra und ebenfalls im Organisationskreis der Veranstaltung, betonte: „Wir haben heute auch ein Bewusstsein für die spezielle Situation von Frauen mit Migrationshintergrund geschaffen.“

Wir finden: Gewaltschutz für Frauen mit Beeinträchtigung erfordert

  • Netzwerke, die auf Vertrauen basieren,
  • Akteurinnen, die die Grenzen zwischen Eingliederungshilfe und der übrigen Gewaltinfrastruktur überschreiten,
  • und schließlich eine unabhängige Unterstützung der Frauen in Werkstätten und Wohneinrichtungen.

Wir haben in den letzten Jahren viel mit den Werkstatt-Frauenbeauftragten gearbeitet. Jetzt wollen wir auch in die Wohneinrichtungen, denn Frauen in Wohneinrichtungen oder besonderen Wohnformen sind oft noch weniger mit der Außenwelt verbunden: Vor allem Frauen mit komplexen Unterstützungsbedarfen stehen vor vielen Herausforderungen, um kurzfristig eine von Gewalt geprägte Situation zu verändern.

Auch dann ist Vernetzung wichtig, nicht nur wenn Anträge sehr lange bearbeitet werden. Eine Teilnehmerin sagte dazu am 2. Juli ganz treffend: „Gewalterfahrung ist nicht planbar!“